Beitrag Zeitschrift „econo“ 2013

Ein Beitrag in der in Mannheim erscheinenden Zeitschrift econo – Die starken Seiten der Wirtschaft Ausgabe 2/13, 10.05.2013, S. 67

Zielgruppe: Mittelständische Wirtschaft im Rhein-Neckar-Raum

Contra: Ist dieser Euro noch zu retten?

 

Nach einer Forsa-Umfrage haben 69 Prozent der befragten Deutschen den Satz „wir sollten den Euro behalten“ bejaht. Ist das nun der deutsche Michel, der sich mit der Zipfelmütze zugleich das Fell über die Ohren ziehen lässt? Oder ist er nur falsch gefragt worden?

Denn der Euro ist spätestens 2010 in seiner Qualität massiv beschädigt worden: Nach Brechung des EU-Vertrags müssen nun die Steuerzahler für die Verluste haften, die bei der Kreditgewährung an Mitgliedstaaten und Banken entstehen, damit die Gläubiger geschont werden können. Damit tritt eine Umverteilung von den auch kleinen Steuerzahlern zu den oft reichen Gläubigern ein. Ebenfalls unter Vertragsbruch kauft die EZB seitdem staatliche Anleihen zur Stützung der Staatshaushalte von Mitgliedstaaten auf. Dadurch droht weitere Inflation. Die Bürger werden somit langfristig durch höhere Steuerlast und höhere Inflation in die Zange genommen.

Also hätte die Frage lauten müssen: Wollen Sie diesen Euro, der Sie und Ihre Kinder ins Elend treiben kann, behalten? Auch ohne Kenntnis einer Antwort ist jedoch klar: Dieser Euro darf keine Zukunft haben.

Die Lösung eines so komplexen Problems ist allerdings nur schrittweise möglich:

1. Mit vorrangiger Dringlichkeit muss die Haftung der Mitgliedstaaten für die Schulden der jeweils anderen wieder verboten werden. Ebenso muss es der EZB verboten werden, staatliche Anleihen zum Zwecke der Mitfinanzierung öffentlicher Haushalte anzukaufen.

2. Für überschuldete Mitgliedstaaten muss ein Insolvenzverfahren mit Schuldenschnitt stets möglich sein. Zu haften haben die Gläubiger in vollem Umfang, was einen staatlichen Schutz der „normalen“ Sparer nicht ausschließen soll.

 3. Ein Mitgliedstaat mit relativ hohem Preisniveau und Lohnstückkosten muss, um seine volle ökonomische Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen, die Möglichkeit zur Abwertung haben. Letztlich läuft das darauf hinaus, dass er dann nicht mehr Mitglied der Eurozone ist.

4. Es ist falsch zu behaupten, dadurch werde die EU zerstört. Denn der Binnenmarkt hat zunächst ohne Euro funktioniert, jetzt tut er dies mit einem Euro und mehreren nationalen Währungen. Wieso sollte das nicht mit weiteren nationalen Währungen möglich sein?

5. Durch das Ausscheiden von Mitgliedstaaten aus der Eurozone wird der Euro für die übrigen Mitgliedstaaten eindeutig gestärkt: Tendenziell entsteht ein optimaler Währungsraum.

6. Sollten dennoch auch diese Mitgliedstaaten sich „nicht mehr vertragen“, steht als ultima ratio die Rückkehr sämtlicher Mitgliedstaaten der EU zu nationalen Währungen offen. Auch daran würde die EU nicht scheitern.

Fraglich ist nur, ob die Bundesregierung und die gegenwärtig im Bundestag vertretenen Parteien im existenziellen Interesse ihrer Bürger willens sind, sich für eine solche Politik einzusetzen.

© econo Rhein-Neckar Haasmedia GmbH Mannheim 

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Redaktionelle Bemerkungen:

(1) Der Kursivdruck einiger Wörter des obigen Textes wurde von der Redaktion der Zeitschrift econo in den Originaldruck nicht übernommen. Der Kursivdruck soll jedoch für dieses Informationsblatt beibehalten werden, um die Pointe des Textes auf diese Weise weiterhin zu betonen.

(2) Die Aussage in der obigen 5. Ziffer kann so verlängert werden: Denn diejenigen Mitglieder, die nach Ausscheiden anderer Mitglieder übrig bleiben, bilden zusammen eine „konsolidierte Eurozone“, und dieser Zustand ähnelt einem „optimalen Währungsraum“, der sich ergeben kann, wenn sich mehrere geld- und finanzpolitisch gleichgesinnte Staaten (erstmals) entschließen, unter möglichst strengen Bedingungen eine gemeinsame Währung einzuführen.